Wir freuen uns, Ihnen heute ein tiefgründiges Gespräch mit Nico Willig zu präsentieren, dem U-19-Trainer des VfB Stuttgart. Trotz einer schwierigen letzten Saison, die der Verein in der Südstaffel nur als Achter abschloss, bleibt Willig zuversichtlich und gibt eine aufschlussreiche Analyse der Herausforderungen und Entwicklungen seines Teams.
Im Interview behandelt er Themen wie die Auswirkungen der verkürzten Runde, die Auswirkungen des Abstiegskampfs der Profimannschaft auf seine Spieler und die Entwicklungspotenziale in seiner Mannschaft. Trotz des frühen Ausscheidens im DFB-Pokal und der Abstiegsängste der Profis, hält Willig den Kurs und bleibt optimistisch, wenn es um die Entwicklung seiner jungen Spieler geht.
Willig, der auch über Gerüchte seiner Abreise spricht, gibt interessante Einblicke in seine Arbeit und wie seine Erfahrung als Cheftrainer der Profis seine Arbeit als Jugendtrainer beeinflusst. Dieses Interview bietet einen einzigartigen Einblick in die Welt des Jugendfußballs und die Herausforderungen, die damit verbunden sind.
Genießen Sie diese umfassende Diskussion, die nicht nur die Fußballfans des VfB Stuttgart, sondern alle Liebhaber des schönen Spiels begeistern wird. Gute Lektüre!
Sie haben die Runde in der vergangenen Saison in der Südstaffel als Achter abgeschlossen. Nicht unbedingt der gewohnte VfB-Stuttgart-Standard. Woran lag es?
Nico Willig: Diesen Saisonverlauf hatten wir so vorher nicht erwartet – erst recht, nachdem wir letztes Jahr ja den Sparkassencup gewonnen haben (lacht). Auf jedes Detail einzugehen, würde den Rahmen sprengen, aber lassen Sie es mich so formulieren: Wir hatten Probleme personeller Natur. In 16 Saisonspielen haben wir vier Torhüter eingesetzt, das illustriert es vielleicht gut.
Welche Rolle hat die verkürzte Runde, ohne Hin- und Rückspiel und mit sechs Absteigern, gespielt?
Nico Willig: Eine große. Nicht nur für uns – der SC Freiburg ist abgestiegen, Eintracht Frankfurt hätte es auch fast erwischt. Was wir mit den beiden Mannschaften gemeinsam hatten: Wir haben viele junge Spieler eingesetzt. Viele andere Vereine haben sehr auf den älteren Jahrgang gesetzt, um den Abstieg zu vermeiden. Da entsteht dann auf einmal eine gewisse Schere, auch körperlicher Natur. Auch der FC Bayern hat lange unter seinen Möglichkeiten gespielt.
Hat denn zumindest die Entwicklung gestimmt?
Nico Willig: Ja, das sieht man auch an der Sonderspielrunde, die als eine Art Ersatz für die Rückrunde konzipiert war. Die haben wir regional sehr gut abgeschlossen mit drei Siegen aus drei Spielen und sind dann in einer überregionalen Topgruppe Zweiter hinter Leipzig geworden, vor Dortmund, dem HSV und Düsseldorf. Das ist ja auch so ein bisschen die Entwicklung, auf die man mit dem jüngeren Jahrgang hofft.
Die nächste Saison wird wieder im Vor-Corona-Rhythmus mit Hin- und Rückspiel ausgetragen. Endlich?
Nico Willig: Auf jeden Fall. Es ist ja paradox, über Spielerentwicklung zu sprechen und die Trainer sagen, dass es vom ersten Spieltag an gegen den Abstieg geht. Ich mache ihnen da keinen Vorwurf, bei sechs Absteigern ist das für die Nachwuchsleistungszentren nachvollziehbar. Aber es ist gut, dass der normale Ligabetrieb zurückkehrt. Das waren jetzt zwei extreme Jahre für die Entwicklung der Spieler.
Im DFB-Pokal war für Sie im Viertelfinale nach einer 0:1-Niederlage nach Verlängerung gegen Schalke Schluss. Sind Sie trotzdem zufrieden mit der Runde im Pokal?
Nico Willig: Das Halbfinale zu erreichen, wäre schön gewesen. Aber wir sind mit sehr guten Leistungen ins Viertelfinale gekommen, haben Leverkusen ausgeschaltet. Gegen Schalke war es dann ein klassisches DFB-Pokalspiel. Spitz auf Knopf. In den letzten Jahren haben wir solche Spieler dann knapp in der Verlängerung gewonnen, dieses Mal waren wir knapp unterlegen. Das muss man einstecken können, dass man nicht zum dritten Mal in Folge den Pokal holt. Offenbar geht das leider auch ohne uns.
Die Profis waren bis zum Schluss im Abstiegskampf, haben sich erst in der Relegation gegen den HSV gerettet. Hat das der Durchlässigkeit geschadet?
Nico Willig: Das Jahr davor, als die U-21 im Abstiegskampf war, war ein größeres Erschwernis und ein weitaus größerer Einschnitt, weil wir alles auf den Übergang zur U-21 ausrichten. Auch als die Profis im Abstiegskampf waren, konnten meine Spieler immer wieder oben mittrainieren. Ohne die schwierige sportliche Situation hätte es vielleicht etwas mehr Chancen gegeben, auch zu Einsätzen zu kommen. Von einem direkten Einfluss würde ich trotzdem nicht sprechen. Wenn wir mal davon absehen, dass das Wohl und Wehe der Profis immer emotional auf den Gesamtverein abfärbt.
Sie haben die Profis auch schon einmal als Cheftrainer in der Relegation gerettet. Verändert diese Erfahrung als Profi- Ihre Arbeit als U-19-Trainer?
Nico Willig: Ganz klares Ja. Ich wäre ohne diese Extremerfahrung nicht derselbe Trainer. Mit ehemaligen Nationalspielern zusammenzuarbeiten, hat mir einen anderen Blick ermöglicht, auch auf Nuancen, auf die es aber am Ende ankommt.
Es gab Gerüchte, dass Sie den Verein verlassen könnten. Viele Fans waren sehr froh, als ihr Bleiben verkündet wurde.
Nico Willig (lacht): Ich bin auch froh. Und wir müssen ja schließlich den Titel in Schwäbisch Hall verteidigen.